15. Dezember 2023

Sie sind eine Bewegung der „Neuen Rechten“ und sorgen mit ihren teils spektakulären Aktionen vor allem im Internet immer wieder für Aufsehen: Die Rede ist von der völkisch orientierten Gruppierung „Identitäre Bewegung“ (IB), in deren Organisation und Struktur Jochen Zellner von der Europäischen Akademie in Bayern e.V. auf Einladung von Sozialkunde-Lehrer Stephan Katzbichler den Schülerinnen und Schülern der 11. Jahrgangsstufe vor kurzem einen sehr interessanten Einblick gab.

Gegründet im Jahr 2012, ist die mittlerweile vom Verfassungsschutz beobachtete „Identitäre Bewegung Deutschland e.V.“ längst mit aktionistischen lokalen Gruppierungen in ganz Deutschland vertreten und bestens im rechtsextremen Netzwerk verankert. „Die IB ist gerade deshalb so gefährlich, weil es sich bei ihnen auf den ersten Blick eben nicht um typische Rechtsextreme handelt. Die Identitären sind im Grunde Rechtsextreme, die so tun als ob sie keine wären“, warnte Zellner die Jugendlichen. Sie sei stehts um ein modernes, avantgardistisches Auftreten bemüht, um sich bewusst vom traditionellen rechtsextremen Milieu abzusetzen und vorwiegend junge Menschen mit gutem Bildungsniveau anzusprechen.

Als besonderes Mittel setzt die IB dabei immer wieder auf medienwirksam inszenierte Aktionen an symbolischen Orten und nutzt dafür Aktionsformen, die eigentlich aus dem Bereich des Umweltprotestes bekannt sind. So erregte die Identitäre Bewegung 2016 bundesweites Aufsehen durch eine Plakataktion, als sie das Brandenburger Tor besetzten und mit einem Banner „Sichere Grenzen – sichere Zukunft“ gegen die Politik der offenen Grenzen protestierte. Das bei solchen Aktionen aufgenommene Videomaterial verbreitet die Identitäre Bewegung vorrangig in den sozialen Netzwerken, in denen aufgrund rassistischer und rechtsextremistischer Äußerungen Profile und Posts regelmäßig gelöscht oder auch geblockt werden.

Ideologisches Selbstverständnis der Identitären Bewegung ist die von der „Neuen Rechte“ entwickelte Idee des sogenannten „Ethnopluralismus“. „Die Anhänger dieser Theorie gehen von einer geschlossenen, ethnisch homogenen europäischen Kultur aus, deren Identität vor allem von einer Islamisierung bedroht ist“, erläuterte Zellner, der verdeutlichte, dass dieses Politikverständnis grundsätzlich gegen die Menschenrechte und eine pluralistische Demokratie gerichtet ist. So  bedienten sich die Identitären regelmäßig des auf den französischen Autor Renaud Camus zurückgehenden Narrativs des „Großen Austauschs“; einer Verschwörungstheorie, in deren Zentrum die angebliche Zerstörung Europas durch bewusst gesteuerte Zuwanderung steht.

Besonderes Augenmerk legte der Referent schließlich auch auf die subtilen Methoden, mit denen die Identitären online wie offline um neue Anhänger wirbt. „Viele Inhalte und Aktionen der Identitären sind auf dem ersten Blick nicht als rechtsextrem zu identifizieren“, warnte Zellner. „Lasst euch von scheinbar sympathischen Autoren und ihren Botschaften nicht täuschen. Denn hinter vielen Aussagen steckt das erklärte Ziel, rechtsextremes Gedankengut gesellschaftsfähig zu machen und unsere Demokratie zu schwächen“, riet der Referent den Jugendlichen zum Abschluss.

Im Bild:
Das Logo der Bewegung ist der griechische Buchstabe Lambda auf schwarzem Grund im gelben Kreis, womit die Bewegung laut Referent Zellner (vorne) bewusst Bezug auf spartanische Kämpfer in der Schlacht bei den Thermopylen (480 v. Chr.) nehme.